Dienstag, 12. Oktober 2010

BONDAGE, LACK UND LEDER


Man hört immer wieder:
"Die Reportagen im Fernsehen, die stellen uns nicht richtig dar. Da wird ein sensationsheischendes, reisserisches Bild aufgebaut, das Vorurteile auf- statt abbaut, besonders schlimm ist RTL".
Das glaubt man sofort.
Aber stimmt es auch?

Die Fernseh-Dokus, die ich in den letzten fünf Jahren gesehen habe, haben mir alle gefallen (bis auf die mit der Domina und der Brustvergrößerung), alle waren gut.

Die Subkultur kommt ja durch die eigenen Leute gut zu Wort. Die ungewöhnlich Liebenden werden gezeigt, wie sie sind.
Neben den Interviews und Einblicken in das private Leben gibt es meist einen Off-Kommentar, der die Szenen verbindet, erläutert, kommentiert, immer fair. Der Tonfall ist dabei schwungvoll, quasi mitreissend. (früher zu Zeiten von PEEP und den WAHRE LIEBE-Spätfolgen, dh. nicht bei Matthias Frings, der war gut, also früher war der Tenor: "Ja, das gibt es alles, das ist jetzt der ganz neue Trend, alles geht, alles ist möglich, probieren Sie es doch mal aus". Das ist heute nicht mehr so).

Exklusiv - Die Reportage:
BONDAGE, LACK UND LEDER
Wenn die Liebe zum Fetisch wird

wurde am 19.08.2010 auf RTL2 ausgestrahlt.
Die Mediathek des Senders bietet diese Doku online weiter kostenfrei (!)
an, aus Jugendschutzgründen kann man den Film erst nach 23.00 Uhr aufrufen
http://www.rtl2.de/000017_0993.html

Der Zusatztitel "Wenn die Liebe zum Fetisch wird" (ja, was ist denn dann?)
ist aus den Fingern gesogen. Es ist korrekterweise eher die Liebe zum Fetisch. Egal.
Der Hauptitel könnte exakter lauten BONDAGE LACK UND LATEX. Leder ist kein Thema. Auch egal.

Dass der Jugendschutz ernst genommen wird, ist grundsätzlich erfreulich (wobei dieser Film, also ist der ab 18 Jahren? schwer vorstellbar) und mit der Uhrzeit-regelung zunächst kurios, aber doch wirksam. Ich wurde oft in meiner Spontanietät gebremst, wollt dann abends gucken, wußte aber nicht so recht, ob es sich lohnt, war dann doch müde oder habe was anderes gesurft oder 'live' im Fernsehen gesehen.

Drei Themenbereiche hat diese Doku:
Eine Frau, die darauf steht, gefesselt zu werden. Sie fährt nach Hamburg zu Matthias von den SCHLAGZEILEN. Nach einem Vorgespräch geht es in die Boutique Bizarre, wo im Basement ein Bondage gemacht wird. Danach sagt sie, es war eine tolle Erfahrung.
Man hat den Eindruck, dass es ihr um das Sensitive geht, sich oder etwas/jemand zu spüren (nicht sich als Sklavin zu fühlen).
Eine blonde zierliche Frau fährt auf Latex ab und man sieht sie und ihre Freundin, eine 'Tänzerin', in einen auf Latex-Sachen spezialisierten Shop gehen und diverse Outfits ausprobieren. Shopping eben. Am Ende geben beide mehr Geld aus als sie ursprünglich wollten - aber es hat sich doch gelohnt.
Und dann ist da noch ein Pärchen aus Köln, die eine Fetisch-Party veranstalten Kinky Beats, man sieht sie beim Organisieren, später bei einem Latex-Fotoshooting, schließlich beim CSD.
SM kommt nicht direkt vor, allenfalls untergründig, im Vordergrund steht die Faszination am Fetisch. Also eine Fetisch-Doku. Aktuelle Charts-Musik ist untergemixt. Es kommt sehr gut rüber, dass die Interviewten richtig Spass und Lust an der Sache haben, dass es ihnen etwas bedeutet (niemandem ist das 'peinlich', besteht ja auch kein Grund zu). Als Zuschauer bekommt man dann auch einfach gute Laune!

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