Freitag, 21. November 2008

FIVE SEX ROOMS UND EINE KÜCHE

Regisseurin Eva Heldmann ist extra nach Kiel gekommen. Sie ist ein freundlicher, begeisterungsfähiger Mensch und fühlt sich gleich wohl in der TraumGmbH. In der Ansprache vor dem Publikum erweist sie sich als ganz unbefangen.

Zunächst wird ein Kurzfilm von ihr gezeigt 1000 KÜSSE AN WANDA (Referenz an Wanda von Sacher-Masoch)http://www.heldmannfilm.de/html/_dynamic_index.html?EHFmainFrame=/html/01-3_wanda.html
Der 22 minütige Kurzfilm ist von 1994, sieht aber älter aus als er ist.Es gab ihn nur auf 16mm, seit Kurzem gibt es überhaupt erst eine DVD-Fassung.Wie bei AIRPORT sind Bild- und Ton-Überlieferung nicht perfekt, das macht aber gar nichts.Gezeigt werden die Sexperimente mehrerer Frauen u.a. in einem Shop, dazu die Kommentare und Fantasien von Frauen aus dem Off gesprochen. Man sieht sie nicht. Anonymität schützt und macht frei. Es wird sehr direkt gesprochen. Es kommt sehr Persönliches zum Ausdruck.(HIGH ON HEELS bleibt dagegen an der schönen Oberfläche).Es besteht Unklarheit, ob das nun ziemlich zur Sache ging oder nicht. Es gibt wohl keinen einheitlichen Begriff mehr von dem was Üblich oder normal ist.

Der Blick auf all die sexuellen Möglichkeiten wirkt ambivalent:er befreit, weil man sieht was andere vorleben;er bedrückt, weil dagegen die eigene Erfahrungswelt limitiert erscheint.

Nach der Vorstellung nennt jemand den Film "verstörend".Das könnte ein Dilemma sein: was des einen expressive Befreiung ist, geht dem anderen auf die Nerven.

Jedenfalls ist 1000 KÜSSE AN WANDA ein Knaller. Eine Entdeckung (auch wenn er früher mal auf dem schwullesbischen Filmfestival Hamburg einen Preis gewonnen hat).

Wie bei AIRPORT lassen sich die Frauen nicht einordnen, nicht kategorisieren, in Schubladen packen. Das beunruhigt, irritiert. Nicht domestiziert.

Der Hauptfilm FIVE SEX ROOMS UND EINE KÜCHE. Interviews, Kameras die High Heels folgen, dauernd wird telefoniert, ab und zu Szenen, wo das Geschehen mitgehört wird oder hinter einem Schleier angedeutet wird. Hot.Die Frauen sind mollig und munter. Die Problemzonen des Berufs und die gängigen Einwände gegen das Gewerbe sind den Beteiligten bekannt, sie reflektieren darüber, wollen in dem Metier weiterarbeiten. Am Telefon wird die Service-Palette aufgezählt. Ganz routiniert und durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Wirklich nah geht das nicht.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Zu FIVE SEX ROOMS UND EINE KÜCHE

Menschlich recht intensiv.
etwas schuhlastig.
Toll, dass die Regisseurin da war.
Der Vorfilm aus dem Jahr 1994 hatte für mich etwas Verstörendes

Anonym hat gesagt…

Zu FIVE SEX ROOMS UND EINE KÜCHE

Könnte z.T. etwas kürzer sein, da viele Wiederholungen.
Aber die Mitwirkenden sind sehr sympathisch + offen.
Spannendes Thema!

Anonym hat gesagt…

Zu FIVE SEX ROOMS UND EINE KÜCHE

Ein bisschen kürzer, mehr Interview.
Die s/w-Sequenz fand ich z.B. ganz gut.
Ansonsten eine direkte, ungeschönte Beobachtung,
sympathische Protagonisten.