Freitag, 21. November 2008

HIGH ON HEELS

Pures Voyeurs-Kino im besten Sinne.

Regisseur Peter W. Czernich ist bekennender Fetischist und seine Filme dienen der visuellen Präsentation von Latex und Erotik zwischen Models (oder Frau und feminisierter Mann).
Nicht seine Sache: Storytelling.

HIGH ON HEELS ist eigentlich ein völlig unbekannter Film.
Für sein Genre ein Highlight: soft-sexy, chic.
Es ist eine Frage der Erwartungen, bestimmte Sachen darf man halt nicht erwarten (Dialoge).
Es gibt in der Videotheken- und Internet-Subkultur ja die rein voyeuristischen Produktionen.
Dafür stellvertretend steht dieser Film.

Im Vorprogramm ein Beitrag von Carmen Rivera, der Queen of Trash: "Nylon-Luder" (first chapter) wo sie einen Brief beantwortet und ein vermutetes topping from the bottom verbal konterkariert. Sie hat schließlich nur noch eine Stelle als Fuß-Diener für ihn.
Mittwoch kommt diese Szene nochmal plus der Point-Of-View-Film BE MY SLAVE.

HIGH ON HEELS spielt im Schuhgeschäft und springt dann in die Fantasie des Verkäufers. Hin und her. In der zweiten Hälfte gibt es den Wechsel auch, allerdings gibt es nicht mehr den Kontrast von Realität und Fantasie, es wird von heisser Szene zur nächsten gesprungen.
Diese DVD mit Dita von Teese wurde 2007 veröffentlich. Im Anschluß an die Vorführung vermutete ein Kenner, dass der Film doch älter sei, denn Dita sein seit ein paar Jahren so gut im Upper-Showgeschäft, dass "solche" Auftritte ihr heute eher peinlich oder für das Karriere-Konzept unangenehm seien. Anyway, sie macht eine tolle Figur und auch Hammerweib Stacia (die keine eigene Webseite und sich mittlerweile dem Genre abgewandt hat).
Respekt auch für Sascha.
Es gibt zwei Mal Passagen subjektiver Kamera. Der schön lange Film ist um Abwechslung bemüht. Sascha bedient beide, Sascha unter den Füssen mehrerer Frauen (wie auf der Zeichnung im Geschäft, das auch in seiner Wohnung (Tapete!) ist - eine auch sonst bekannte Darstellung),
Stacia toppt Dita, Sascha als stöckelnder Transvestit. Das alles ist schön, besonders in Projektion auf große Leinwand. Ein Fest für die Augen.

Das, was im Mainstream nur (zu) kurz zu sehen ist - in diesen Videos wird es ausführlich gezeigt, ausgewalzt, zu ausführlich für manche. Manche besucher waren enttäuscht, unzufrieden, das war einfach langweilig. Eine Frau: "Das waren die best investierten sechs Euro meines Lebens" wie immer das genau gemeint war. "Die Musik war zu repetitiv". "Müsste wohl eher Latex-Dreams heissen". Zum Schluß sagen zwei, die sich vorher nicht zu Wort getraut haben, dass ihnen der Film sehr gefallen habe. In bezug auf einige Unmutsäusserungen meinen sie, Kiel ist eben zu provinziell.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Eine Frau erzählte mir gerade, dass sie vorgestern in HIGH ON HEELS war. Schon bald sah man sie wieder am tresen sitzen. "das war nichts für mich. Füsse, also nee, wenn ich etwas nicht mag, dann Füsse".
Was manchem gefällt, das ist für andere eher abstossend.

Soll man mit dem eigentlich persönlich-intim-zweisamen Thema Sex/Erotik überhaupt in eine Öffentlichkeit gehen? Macht das Private öffentlich, war mal ein Aufruf im Sinne einer Solidarisierung und Emanzipation. Dass daraus eine anhaltende Sexwelle wurde, konnte man nicht ahnen - sie hat menschlich emanzipatorische Aspekte, aber man muß sich auch gegen sie stemmen und die ganz eigene Individualität behaupten.
Sex beschäftigt die Leute (Liebe auch!) und warum sollte es nicht in Filmen (öffentlich) verarbeitet werden. Es gibt Sexszenen in vielen Filmen, jetzt kommt auch konsensueller SM zu seiner Beachtung im Film (und ebenso bei den vielen Festivals, auch schwullesbische Filmfestivals, überregional oder lokal, gibt es viele, endlich auch mal Fokus Fetisch.

Zur menschlich-sexuellen Revolution/Emanzipation gehört nicht nur, offen sich zu etwas hinzuwenden, was einen interessiert - es gehört auch dazu, dass man Missfallen äussert, wo es einem halt nicht gefällt. Das gehört dazu (und da darf nicht der Intoleranz-Vorwurf kommen, es ist einfach authentisch).
Das Kino punktet mit dem großen, leuchtenden Bild und mit dem Gemeinschaftserlebnis (was man sonst allein vorm Monitor sah, jetzt groß zusammen). Ein starker Effekt, die jeweils zehn bis zwanzig Leute in den Vorstellungen geben immer ein angenehmes Umfeld.
Die Publikumsreaktionen waren bisher eher zurückhaltend. Vorsichtig wird etwas gefragt/gesagt. Eine etwas lebhaftere, größere (kontroverse?) Diskussion fehlt mir bis jetzt, kommt vielleicht noch.
Bei HIGH ON HEELS sass ich in der Nähe von einem Paar. Ab und zu kommentierte sie das Leinwand geschehen per Wort oder Lachen (auch Gähnen). Das stört natürlich wie bei jedem anderen Kinobesuch auch; es hat allerdings auch den zugegebenermassen positiven Aspekt dass sich jemand subtil/offen wehrt/distanziert von Sachen, die er/sie nicht an sich heranlassen möchte, was ja ok ist. Auch das ist Emanzipation, genauso wie für sich zu bestimmen, dass man vorzeitig raus will.


Die Veranstaltungen sind übersichtlich besucht, quasi im kleinen Kreise, wie das immer so ist. Trotzdem bringt jeder Abend für die Interessierten neue Informationen und Impulse, die man als intensiv und wertvoll bezeichnen kann.
Schon an den ersten Tagen gibt es einige, die an jedem Tag dabei sind!

Unknown hat gesagt…

Dieser von einigen vor allem wegen der Darstellerin Dita van Teese besuchte Film, war einem Fetisch Film Festival ehr passend, wenn auch dafür ein wenig einseitig und langatmig. Nur wer entweder der Darstellerin oder High Heels in immer gleicher Präsentationsform über mehr als 80 Minuten etwas abgewinnen kann, ist mit diesem Film gut bedient. Da der Handlungsstrang, der kaum einer ist, sich mehr als 60 Min in 4 Wiederholungen nur mit wenigen unterschiedlichen Akzenten aufbaut, kann dem Ende mit einem anderen Ablauf etwas abgewonnen werden. Dazwischen findet ein kleines Szenenintermezzo statt, welches aber vor allem zeigt das auch (bekannte) Fetischdarstellerinen vor allem eines sind, Menschen mit Fehlern und natürlichen Unausgewogenheiten. Die Filmqualität in Form von Kameraführung, Schnitt usw. ist zwar auf einem höheren Niveau anzusiedeln, hätte aber noch mehr Möglichkeiten geboten. Absolute Ästheten werden an der einen oder anderen Stelle unzufrieden sein, vor allem die musikalische Untermalung mit mehr als 4 Wiederholungen fällt negativ auf.
Die Darsteller bieten Ihre Vorzüge, zeigen aber auch an der einen und anderen Stelle Schwächen, die Fetischisten auffallen, und zu störenden Elementen werden können.
Fazit: Für Heel - Fetischfreunde und Ditafans mit Durchhaltevermögen ein muss, für Neugierige ehr enttäuschend. Mehr ein Film für private Stunden, denn für einen grossen Kinosaal. Positiver Kontrast zum vorher gezeigten Film Walk all over me!

Anonym hat gesagt…

Musik zu repetitiv