Montag, 1. Dezember 2008

INFERNALI

PLAY AND OBEY von Caroline Palla und Pascal Häusermann

Ein Studenten-Projekt aus Zürich/Graz. Michel Foucaults Thesen werden in einem Gay-Shop und bei einer Domina befragt/überprüft. Hochkultur meets Subkultur. Ein Beitrag mit Tiefgang.




INFERNALI von Francisco

















Ein Film ohne Liebe oder Zuneigung. Es geht um (bizarre) Lust bzw. eine verhinderte Lust.
Das ist visionär verpackt, Francisco hat hinter der Kamera praktisch alles gemacht, ein Könner (es kommt die Frage auf, ob er mit Werbung zu tun hat, so souverän ist alles gesetzt).

Die erste Sequenz ist lang und heavy. Genremäßig ist die Hell-Szene nicht einordbar. Beunruhigend, verstörend. Was wird noch passieren? Danach wird deutlich, dass es sich um einvernehmliche Session-Szenen aus den Dungeons von New York (von Domme Dietrich) handelt. Das ist schon heftig. Die Zuschauer bleiben alle im Saal. Irgendwie ist man gebannt. Das ist intensiv, aufregend. Adrenalin.

Über die Sessionszenen hinaus spiegelt sich auf den Gesichtern der Männer ein Schmerz, ein Leiden am Leben, was in den Sessions dann auf den Punkt gebracht wird. Die Musik ist anders als in anderen SM-Filmen: kein repetitiver Billo-Pop, kein Techno und keine klassische Einspielung. Sounds in Moll, nicht Stimulation anstrebend. Will der Film anmachen oder lediglich "dunkle" Lust abbilden? In so simple Kategorien läßt sich INFERNALI nicht stecken. Es geht schon um Lust, um Strafbedürfnisse (Schuldgefühle? Absolution? Sich erst im Schmerz selber zu fühlen? Die Lust am Schmerz? Selbsthass? Ausstieg aus konventionellen Kontexten? Die Nähe zur Überfrau, die erst im Straftakt ganz über ihm steht und zugleich im Moment des Auftreffens der Peitsche in Verbindung ist? Der Klaps auf den Po als erste Lebenserfahrung wieder erfahrend?).

Blickt man auf die Webseite von Domme Dietrichs Produktionsfirma Rammhaus, dann tauchen Locations und Akteure sowie Praktiken immer wieder auf, was den singulären Status von INFERNALI vielleicht relativiert. Oder er wurde eben als ein Highlight aus der Schmiede kreiert und man kann gespannt sein auf Weiteres.

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